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Mission: Impossible

Hamburg-Eimsbüttel

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Artur Fischer-Meny, 43, rettet Eichhörnchen vor Autofahrer

Hamburg // Portugiesenviertel

Als er vor rund 15 Jahren ins Portugiesenviertel gezogen ist, nah dran an den Hamburger Hafen, da ahnte er noch nicht, wie viele wilde Tiere um ihn herum lebten. Das merkte Artur Fischer-­Meny, 43, erst nach und nach, auf dem Weg zu seinem Auto zum Beispiel entdeckte er einen Igel, dann ein Karnickel, dann einen Marder.

Jahre später zählte er gemeinsam mit anderen Nachbarn all die Tiere, die sie sahen. Auch die elf Eichhörnchen, wegen denen er sich mit einem Nachbarn zerstritten hat. Oder, wie Fischer­Meny es ausdrückt:

„Wir tragen ein munteres sportliches Kämpfchen aus.“

Seit gut einem Jahr besucht Fischer-­Meny die Eichhörnchen jeden Tag, eine Stunde am Morgen, bevor er mit seiner Arbeit als Radioreporter beginnt, immer kurz nach Sonnenaufgang, im Winter gegen 8 Uhr 15, im Sommer vier Stunden früher. In einer Hosentasche die Nüsse, in der anderen eine Kamera.

Rund 300 Filmchen hat er schon gedreht, viele lädt er bei Facebook und YouTube hoch, Eichhörnchen­Fans in England, Israel und Australien verfolgen sie, auch Biologen seien darunter, sagt Fischer­-Meny. Manch einer sei ganz verwundert, wie gesellig und bisweilen geschwätzig Stadthörnchen in ihrem kleinen Revier zusammenleben, so ganz anders als Waldhörnchen.

 

Mittlerweile weiß Fischer­Meny, welches Eichhörnchen lieber Walnüsse mag, welches Haselnüsse, welches Möhren und Trauben bevorzugt. Er weiß, welches stürmisch auf ihn zuspringt und welches sich Schritt. Für. Schritt. Für. Schritt nähert.

„Putzig“, sagt Fischer­Meny und lacht. „Irgendwie knuffig.“

Sein Lieblingshörnchen sei das Spiderhorn, sagt Fischer­-Meny, es geht die Wände hoch wie eine Spinne. Wie es morgens auf seinem rechten Knie sitzt, die Nuss wegknuspelt und sich dann auch noch ein bisschen putzt. „Das ist schon ganz niedlich.“

Er mag aber auch das Mutti­Horn, das für viel Nachwuchs gesorgt hat auf dem Hamburger Venusberg im Portugiesenviertel. Und das Kämpfer­Horn, zuvor bekannt als Sorgen­Horn, imponiert ihm, wie es sich nach einem Autounfall durchgebissen hat. Dieser Lebenswille.

Das schafft nicht jeder. Drei Verkehrstote hat Fischer­Meny schon gezählt. Eindeutig überfahren und nicht einfach mit Herzinfarkt vom Baum gefallen, auch das kommt vor, völlig normal für Hörnchen, sagt er.

Es ist diese eine Stelle am Venusberg, sehr gerade und abschüssig, da würden die Autos gern mal mit 50 den Berg runterpreschen, 30 wären Fischer-­Meny lieber.

Im Internet fand er Schilder, wie sie in Australien aufgestellt werden, leuchtend gelb, „Squirrel Crossing“. Er bestellte welche, fragte die Stadt um Erlaubnis, informierte die Presse und bat Burkhardt Müller­Sönksen hinzu, früher für die FPD im Bundestag, dann Bezirksabgeordneter in Eimsbüttel, auch so ein Hörnchenfan, sagt Fischer­Meny. „Mir ist wichtig, dass die Eichhörnchen sich sicher durch unsere Stadt bewegen können. Die Schilder sollen ein Beitrag dazu sein“, so zitierte das „Hamburger Abendblatt“ den Politiker im Herbst 2015.

Nun gibt es am Hamburger Venusberg offenbar einen Herrn, der die FPD im Allgemeinen und Müller-­Sönksen im Besonderen nicht so gern mag. Und dann auch noch dieses Schild. Gelb wie FDP.

Nach einer Woche waren die beiden Schilder von der Straße verschwunden, im Internet tauchten sie wieder auf. Der besagte Herr moderiert dort eine eigene Radiosendung und bebilderte die aktuelle Show mit einem Foto der abmontierten gelben „Squirrel Crossing“.

Fischer-­Meny konfrontierte den Mann, der war geständig, wenn auch nicht gerade reuig.

Er sei nicht der Einzige, dem Fischer­Menys Eichhörnchenliebe dann doch etwas zu weit gehe. Fischer­-Meny kann das nicht recht glauben, wobei er schon mal, daran erinnert er sich, ein paar Hundebesitzer angesprochen hat. Sie sollten ihre Hunde doch bitte nicht so über die Wiese jagen. Da lebten schließlich noch andere Tiere.

Fischer­Meny montierte neue Schilder an, jemand baute sie wieder ab. Neue Schilder. Wieder weg. Schilder. Umgetreten. Schilder hin. Schilder weg. Gut 20-­mal ging das so.

Irgendwann schrieb Fischer­Meny einen Zettel: 

„Es macht nichts, wenn Sie armes Ding das Schild jeden Tag umbiegen. Sie tun mir unglaublich leid. Reden?“

Darunter notierte er seine Telefonnummer. Angerufen hat der Eichhörnchengegner bislang nicht. Ob immer noch dieser eine Herr dahintersteckt? Fischer­-Meny weiß es nicht.

Ist ihm aber auch nicht so wichtig, solange es seinem kleinen Großstadtdschungel gut geht: Hauptsache, Mutti­Horn setzt weiter Kinder in die Bäume, und Spiderhorn reagiert auf sein Nussgeklapper, Hauptsache, Zutraulich­Horn schmiegt sich auf seinen Schoß, und Kämpfer­Horn läuft nicht noch mal vors Auto.

Bislang ist Artur Fischer­Meny zufrieden: Seit ein paar Monaten musste er kein verkehrstotes Eichhörnchen mehr begraben.

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