Wo alles begann


Vor mehr als drei Jahren hing an dieser Hamburger Ampel der Zettel von Jonas; er suchte seine „hessische Perle“. Im Herbst 2016 ist bei Piper das Buch „Herz verloren – Hund gefunden“ zum Blog erschienen – mit einigen alten, aber auch sehr vielen bisher unveröffentlichten Zetteln und ihren Geschichten erschienen. Viel Spaß beim Schmökern wünscht: Zettelgold.

Ich bin dann mal weg

Vor fast fünf Jahren habe ich Zettelgold gestartet, jetzt sage ich: Auf Wiedersehen!

Mit meinem Blog wollte nie nur lustige Zettel zeigen, sondern ich wollte wissen, welche Geschichten sich dahinter verbergen. Denn die Zettel erzählen, welche Themen Menschen bewegen, was sie ärgert, freut, verzweifeln lässt.

Für Zettelgold habe ich deswegen mit Dutzenden Zettel-Schreibern telefoniert, gemailt, Briefe geschrieben, viele habe ich auch persönlich getroffen. Daraus sind traurige, lustige, bewegende Texte entstanden. Erst nur für meinen Blog, dann auch für mein Buch „Herz verloren – Hund gefunden. Zettel und ihre Geschichten“, erschienen im Piper-Verlag.

Das alles hat viel Spaß gemacht – aber auch viel Freizeit gekostet. Zeit, die mir momentan fehlt. Deswegen möchte ich mich an dieser Stelle mit einem Dank an euch verabschieden: Danke für eure Zettel-Fotos, für eure Nachrichten, für Herzen, Smileys und Gefällt mir’s.

Vielleicht komme ich irgendwann mit Zettelgold zurück. Erst mal verabschiede ich mich aber für unbestimmte Zeit ins Internet.

Es grüßt lieb: Frauke Lüpke-Narberhaus alias Zettelgold

Bin im Internet

Hamburg // Dank an Romy Mlinzk

😱😱😱

Freiburg im Breisgau / Dank an Kristina Winter

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Was vergessen?

Biergarten in Hannover // Dank an Christina Wolna

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Hecke Degering, 37, bittet zur Obmenschwahl in die Sauna

Göttingen // Danke für das Bild an Klaas Pegel

Als die Studenten noch lange Haare und Schlaghosen trugen, als sie noch auf die Straße gingen, um zu rebellieren, da durften Sportler abends einfach so in der Schwimmhalle trainieren. Ohne Anmeldung, Semestergebühr und Lichtbildausweis. Das war früher.

Heute gibt es Regeln.

Hecke Degering, 37, trainiert schon seit zwölf Jahren Unterwasserrugby in Göttingen. Er hat sein Studium inzwischen längst abgeschlossen, wie viele andere aus dem Team auch. Zum Training kommt er trotzdem noch zweimal die Woche, denn in Göttingen ist der Hochschulsport Unterwasserrugby mit dem normalen Vereinssport quasi fusioniert. Deswegen muss das Team zweimal im Jahr einen Obmann wählen, so will es die Sportordnung der Studierendenschaft der Georg-­August-­Universität Göttingen (SpO).

Paragraf 11, Absatz 4 fordert eine freie, gleiche, direkte und geheime Wahl. „Der Termin ist spätestens zehn Tage zuvor hochschulöffentlich anzukündigen. Über Beschwerden entscheidet der Sportausschuss.“

Der Obmann muss Geld beantragen für die Ausrüstung, er muss die Mannschaft für Wettkämpfe anmelden, er muss das Neujahrsturnier organisieren. Der Job sei eher unbeliebt, so drückt Hecke es aus. Wenn er dann jemanden überredet hat, soll der sich auch noch wählen lassen? Frei, gleich, direkt und geheim? Hochschulöffentlich angekündigt? Na gut.

Hecke schrieb also einen Zettel für das Schwarze Brett der Schwimmhalle:

„Obmenschwahl Unterwasserrugby

Am Freitag, den 1. Juni, findet die obligatorische, semesterliche Obmenschwahl statt. Und zwar um 21.15 in der heißen Sauna.

Wer vorhat, eine geheime Wahl zu fordern, bringe bitte Holzplättchen und Lötkolben mit.

Gegenkandidaten sollten sich im eigenen Interesse vorher bei mir melden, damit ich ihnen erklären kann, worauf sie sich da einlassen.“

Wie jeden Freitagabend nach dem Training saßen dann also 25 schwitzende Männer und Frauen in der Sauna, ohne Holzplättchen und Lötkolben, und hoben zwischen Aufguss zwei und Aufguss drei einmal die Hand. Nicht gerade geheim, dafür aber fast hundert Prozent Wahlbeteiligung. Ungültige Stimmen? Keine. Und beschwert hat sich bis heute auch niemand.

Nur der Obmann will im nächsten Semester nicht wieder antreten.

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Klugscheißer

Danke für das Bild an Anwaltsgelaber

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Mission: Impossible

Hamburg-Eimsbüttel

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Artur Fischer-Meny, 43, rettet Eichhörnchen vor Autofahrer

Hamburg // Portugiesenviertel

Als er vor rund 15 Jahren ins Portugiesenviertel gezogen ist, nah dran an den Hamburger Hafen, da ahnte er noch nicht, wie viele wilde Tiere um ihn herum lebten. Das merkte Artur Fischer-­Meny, 43, erst nach und nach, auf dem Weg zu seinem Auto zum Beispiel entdeckte er einen Igel, dann ein Karnickel, dann einen Marder.

Jahre später zählte er gemeinsam mit anderen Nachbarn all die Tiere, die sie sahen. Auch die elf Eichhörnchen, wegen denen er sich mit einem Nachbarn zerstritten hat. Oder, wie Fischer­Meny es ausdrückt:

„Wir tragen ein munteres sportliches Kämpfchen aus.“

Seit gut einem Jahr besucht Fischer-­Meny die Eichhörnchen jeden Tag, eine Stunde am Morgen, bevor er mit seiner Arbeit als Radioreporter beginnt, immer kurz nach Sonnenaufgang, im Winter gegen 8 Uhr 15, im Sommer vier Stunden früher. In einer Hosentasche die Nüsse, in der anderen eine Kamera.

Rund 300 Filmchen hat er schon gedreht, viele lädt er bei Facebook und YouTube hoch, Eichhörnchen­Fans in England, Israel und Australien verfolgen sie, auch Biologen seien darunter, sagt Fischer­-Meny. Manch einer sei ganz verwundert, wie gesellig und bisweilen geschwätzig Stadthörnchen in ihrem kleinen Revier zusammenleben, so ganz anders als Waldhörnchen.

 

Mittlerweile weiß Fischer­Meny, welches Eichhörnchen lieber Walnüsse mag, welches Haselnüsse, welches Möhren und Trauben bevorzugt. Er weiß, welches stürmisch auf ihn zuspringt und welches sich Schritt. Für. Schritt. Für. Schritt nähert.

„Putzig“, sagt Fischer­Meny und lacht. „Irgendwie knuffig.“

Sein Lieblingshörnchen sei das Spiderhorn, sagt Fischer­-Meny, es geht die Wände hoch wie eine Spinne. Wie es morgens auf seinem rechten Knie sitzt, die Nuss wegknuspelt und sich dann auch noch ein bisschen putzt. „Das ist schon ganz niedlich.“

Er mag aber auch das Mutti­Horn, das für viel Nachwuchs gesorgt hat auf dem Hamburger Venusberg im Portugiesenviertel. Und das Kämpfer­Horn, zuvor bekannt als Sorgen­Horn, imponiert ihm, wie es sich nach einem Autounfall durchgebissen hat. Dieser Lebenswille.

Das schafft nicht jeder. Drei Verkehrstote hat Fischer­Meny schon gezählt. Eindeutig überfahren und nicht einfach mit Herzinfarkt vom Baum gefallen, auch das kommt vor, völlig normal für Hörnchen, sagt er.

Es ist diese eine Stelle am Venusberg, sehr gerade und abschüssig, da würden die Autos gern mal mit 50 den Berg runterpreschen, 30 wären Fischer-­Meny lieber.

Im Internet fand er Schilder, wie sie in Australien aufgestellt werden, leuchtend gelb, „Squirrel Crossing“. Er bestellte welche, fragte die Stadt um Erlaubnis, informierte die Presse und bat Burkhardt Müller­Sönksen hinzu, früher für die FPD im Bundestag, dann Bezirksabgeordneter in Eimsbüttel, auch so ein Hörnchenfan, sagt Fischer­Meny. „Mir ist wichtig, dass die Eichhörnchen sich sicher durch unsere Stadt bewegen können. Die Schilder sollen ein Beitrag dazu sein“, so zitierte das „Hamburger Abendblatt“ den Politiker im Herbst 2015.

Nun gibt es am Hamburger Venusberg offenbar einen Herrn, der die FPD im Allgemeinen und Müller-­Sönksen im Besonderen nicht so gern mag. Und dann auch noch dieses Schild. Gelb wie FDP.

Nach einer Woche waren die beiden Schilder von der Straße verschwunden, im Internet tauchten sie wieder auf. Der besagte Herr moderiert dort eine eigene Radiosendung und bebilderte die aktuelle Show mit einem Foto der abmontierten gelben „Squirrel Crossing“.

Fischer-­Meny konfrontierte den Mann, der war geständig, wenn auch nicht gerade reuig.

Er sei nicht der Einzige, dem Fischer­Menys Eichhörnchenliebe dann doch etwas zu weit gehe. Fischer­-Meny kann das nicht recht glauben, wobei er schon mal, daran erinnert er sich, ein paar Hundebesitzer angesprochen hat. Sie sollten ihre Hunde doch bitte nicht so über die Wiese jagen. Da lebten schließlich noch andere Tiere.

Fischer­Meny montierte neue Schilder an, jemand baute sie wieder ab. Neue Schilder. Wieder weg. Schilder. Umgetreten. Schilder hin. Schilder weg. Gut 20-­mal ging das so.

Irgendwann schrieb Fischer­Meny einen Zettel: 

„Es macht nichts, wenn Sie armes Ding das Schild jeden Tag umbiegen. Sie tun mir unglaublich leid. Reden?“

Darunter notierte er seine Telefonnummer. Angerufen hat der Eichhörnchengegner bislang nicht. Ob immer noch dieser eine Herr dahintersteckt? Fischer­-Meny weiß es nicht.

Ist ihm aber auch nicht so wichtig, solange es seinem kleinen Großstadtdschungel gut geht: Hauptsache, Mutti­Horn setzt weiter Kinder in die Bäume, und Spiderhorn reagiert auf sein Nussgeklapper, Hauptsache, Zutraulich­Horn schmiegt sich auf seinen Schoß, und Kämpfer­Horn läuft nicht noch mal vors Auto.

Bislang ist Artur Fischer­Meny zufrieden: Seit ein paar Monaten musste er kein verkehrstotes Eichhörnchen mehr begraben.

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Und was ist mit Erbsen?

Bielefeld // Dank an Giónas Fischietto

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Pinkelpause

Hamburg // Feldstraße // Dank an Per Völkel

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